Förderung der sozialen Integration durch Kooperatives Lernen für die inklusive Unterrichts- und Schulentwicklung (SOZIUS)
Art des Projekts | Forschungsprojekt |
Methodische Einordnung | Feldstudie |
Geldgeber | Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) |
Förderrichtlinie | Qualifizierung der pädagogischen fachkräfte für die inklusive Bildung |
Fördersumme | auf Anfrage |
Laufzeit | 01.02.2018 – 31.01.2021 (beendet) |
Weiterführende Informationen | MQInkBi - Förderung sozialer Integration durch Kooperatives Lernen |
Projektleitung | Prof. Dr. Christian Huber |
Projektdurchführung |
Corinna Hank Simone Weber |
Studentische Mitarbeiterinnen |
Miriam Overhage Sera Meliha Sağlar |
Kooperationspartner |
Dr. Frank Borsch Ludger Brüning |
Die soziale Integration von Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in der inklusiven Beschulung ist ein bis dato ungelöstes Problem. Da bis heute keine evidenzbasierten Konzepte zur Förderung der sozialen Integration im schulischen Kontext vorliegen, ist das Ziel des SOZIUS Projektes die Entwicklung und wissenschaftliche Absicherung einer neuen, integrationsförderlichen Variante des Kooperativen Lernens. Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne nähere Informationen über das SOZIUS Projekt geben.
Zahlreiche Studien zeigen, dass fast jedes zweite Schulkind mit sonderpädagogischem Förderbedarf im inklusiven Unterricht von den anderen Schulkindern in der Klasse sozial ausgegrenzt wird. Damit ist das Ausgrenzungsrisiko für diese Gruppe von Schülerinnen und Schülern 2-3 mal höher als für Kinder ohne einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Insbesondere Schülerinnen und Schüler mit Auffälligkeiten in den Bereichen Lernen und/oder Verhalten sind von sozialer Ausgrenzung bedroht. Bis zum heutigen Zeitpunkt liegen keine evidenzbasierten Konzepte zur Förderung der sozialen Integration vor. Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass das Kooperative Lernen eine Möglichkeit zur Verbesserung der sozialen Integration von Schülerinnen und Schülern darstellt (Weber & Huber, 2020).
Es ist davon auszugehen, dass durch die Schaffung optimaler Sozialkontakte (Allport, 1954; Pettigrew & Tropp, 2006) im Zuge des Kooperativen Lernens die soziale Integration von Schülerinnen und Schülern verbessert werden kann. Auf der Grundlage von nationalen und internationalen Studien hat die Universität Wuppertal eine integrationsförderliche Variante des Kooperativen Lernens zur Förderung der sozialen Integration und zur Verhinderung bzw. Reduktion von Ausgrenzung (IKL) entwickelt.
Das Ziel des SOZIUS Projektes ist die wissenschaftliche Überprüfung der Wirksamkeit des IKL Konzepts. Die Anwendung von IKL soll das Ausgrenzungsrisiko für Schülerinnen und Schüler (mit sonderpädagogischem Förderbedarf) minimieren und die soziale Integration ausgegrenzter Schulkinder fördern. Gleichzeitig kommt das IKL Konzept allen Schülerinnen und Schülern einer Klasse zugute, da es das Klassenklima und damit die Lernfreude fördert. Im Rahmen des Projektes möchte die Universität Wuppertal das IKL Konzept in Kooperation mit Schulen und Lehrkräften in der Schulpraxis durchführen, evaluieren, weiterentwickeln und anschließend der Schulpraxis zur Verfügung stellen.
Das Kernelement des SOZIUS Projektes stellt das IKL Konzept dar. Das IKL Konzept ist eine Form des Kooperativen Lernens (wir beziehen uns hierbei auf den Learning Together Ansatz nach Johnson & Johnson, 1994) unter Berücksichtigung der kontaktförderlichen Bedingungen (Allport, 1954; Pettigrew & Tropp, 2006). Das Ziel des IKL Konzepts besteht darin, möglichst viele Sozialkontakte zu generieren, die die kontaktförderlichen Bedingungen erfüllen und von den Schülerinnen und Schülern positiv wahrgenommen werden. Hierfür haben wir verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet, die einer festen, wiederkehrenden Struktur folgen. Die Umsetzungsmöglichkeiten sind bewusst offen gehalten, damit sie an verschiedene Unterrichtsfächer und Kontexte angepasst werden und somit im schulischen Alltag regelmäßig eingesetzt werden können. Das IKL Konzept wurde in stetiger Zusammenarbeit mit Lehrkräften erarbeitet, um dem Anspruch an ein praxitaugliches Konzept gerecht zu werden.
Die Durchführung zur Evaluation des IKL Konzepts im Rahmen den SOZIUS Projektes fand im Zeitraum von September 2019 bis März 2020 statt. Dank der Mitarbeit von 39 Schulklassen konnten wir in diesem Zeitraum Informationen über die soziale Integration der Schulkinder zu mehreren Messzeitpunkten erheben. 19 der teilnehmenden Schulklassen bildeten die Interventionsgruppe und führten über einen Zeitraum von vier Wochen täglich eine IKL Einheit mit einem Inhalt ihrer Wahl durch. Die teilnehmenden Lehrkräfte wurden dafür im Vorfeld durch die Projektmitarbeiterinnen im Rahmen einer mehrtägigen Fortbildung geschult und während des Projektablaufs begleitet. Die verbleibenden 20 Klassen bildeten die Kontrollgruppe. In diesen Klassen wurden die gleichen Befragungen mit den Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften durchgeführt wie in der Interventionsgruppe, ohne dass diese Klassen währenddessen im Unterricht mit IKL in Kontakt kamen. Die Kontrollschulen erhielten die IKL Fortbildung nach Abschluss der Erhebungen.
Das Projekt SOZIUS ist abgeschlossen. Im Sommer 2021 fand eine Abschlussveranstaltung mit den teilnehmenden Schulen statt. Die projektbezogenen Ergebnisse sollen in Publikationen berichtet werden, die sich derzeit in Vorbereitung befinden.
Wir möchten uns bereits an dieser Stelle ganz herzlich bei allen teilnehmenden Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern bedanken. Ohne Sie/Euch wäre das Projekt so nicht umsetzbar gewesen.
Flyer
Einen Flyer zum SOZIUS Projekt, der gerne in ihrem Kollegium verbreitet werden darf, finden Sie hier. Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne einige Exemplare zu.
Im Rahmen des Projektes wurde zusammen mit Lehrkräften und Experten des Kooperativen Lernens eine Methode entwickelt. In Zusammenarbeit mit Ludger Brüning und Frank Borsch entstand eine Methode, die im Rahmen des Materials als Integrationsförderliches Kooperatives Lernen (IKL) bezeichnet wird.
Den Methodenkoffer können Sie hier herunterladen.
Hier finden Sie Publikationen zu dem Projekt SOZIUS und der IKL Methode:
Hank, C. , Weber, S. & Huber, C. (2022). Förderung der sozialen Integration durch Kooperatives Lernen für die inklusive Unterrichts- und Schulentwicklung (SOZIUS). In F. Buchhaupt, J. Becker, D. Katzenbach, D. Lutz, A. Strecker & M. Urban (Hrsg.), Qualifizierung für Inklusion. Grundschule (Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte für inklusive Bildung, Bd. 2, 1. Auflage, S. 147–162). Münster: Waxmann.
Hank, C., Weber, S. & Huber, C. (2022). Potenziale des Kooperativen Lernens bei der Förderung sozialer Integration – die Unterrichtsmethode des integrationsförderlichen Kooperativen Lernens (IKL). Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 91, 48 – 64. dx.doi.org/10.2378/vhn2022.art05d
Allport, G. W. (1954). The Nature of Prejudice. Reading. MA: Addison – Wesley.
Huber, C. (2009). Soziale Ausgrenzung in der Integration von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf: Zusammenhang von Persönlichkeit, Gruppenheterogenität und sozialer Ausgrenzung. Empirische Pädagogik, 23(2), 170-190.
Johnson, D. W., & Johnson, R. T. (1994). Learning together and alone: Cooperative, competitive, and individualistic learning (4th ed.). Boston u.a.: Allyn and Bacon.
Pettigrew, T. F. & Tropp, L. R. (2006). A meta-analytic test of intergroup contact theory. Journal of Personality and Social Psychology, 90 (5), 751-783.
Weber, S. & Huber, C. (2020). Förderung sozialer Integration durch Kooperatives Lernen – Ein systematisches Review. Empirische Sonderpädagogik, 12, 257-278.