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BASIS

Beziehung als Schutzfaktor für Verhaltensprobleme und Bullying in der Sekundarstufe I (BASIS)

In Kürze

Die BASIS-Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Eltern-Kind-Bindung, Sozialverhalten und Bullying bei Schüler*innen der Sekundarstufe I und prüft, ob eine enge Lehrkraft-Schüler*innen-Beziehung negative Auswirkungen einer schwachen Elternbindung ausgleichen kann. Die Längsschnittstudie umfasst zwei Messzeitpunkte im Zeitraum von Mai bis Juli 2025. Studierende der Sonderpädagogik können im Rahmen ihrer BA- oder MA-Arbeit teilnehmen. Ihre Aufgaben umfassen die Akquise der erforderlichen Schulklassen, die Durchführung und den vollständigen Abschluss der Datenerhebung sowie die Teilnahme an voraussichtlich vier Projekttreffen. Voraussetzung für den Zugang zum Gesamtdatensatz ist eine vollständige eigene Erhebung.

Update 17.02.2025: Derzeit können 30 Studierende im Rahmen dieses Projektes eine Abschlussarbeit schreiben (s. unten). Die Teilnahme an dem Info-Treffen (10.03.25, 16:00 Uhr) ist eine notwendige Voraussetzung, allerdings können wir Ihnen auch dann keinen Platz zur Mitarbeit an diesem Projekt garantieren.
 

Ausgangslage

Zahlreiche internationale Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen der Bindungsqualität zu den Eltern und a) Problemen im Sozialverhalten (z. B. Jacobsen & Hofmann, 1997) sowie b) Bullyingverhalten bei Schüler*innen (z. B. Balan et al., 2018; Kokkonos et al., 2013).

Gleichzeitig deuten Studien darauf hin, dass eine schwache Eltern-Kind-Bindung durch eine starke Lehrkraft-Schüler*innen-Beziehung kompensiert werden kann. Diese Beziehung kann als Schutzfaktor dienen und wird durch verschiedene Lehrkraftmerkmale wie Classroom Management, Feinfühligkeit und Humor beeinflusst. Eine gute Beziehungsbasis zwischen Lehrkraft und Kind könnte demnach emotionale und verhaltensbezogene Schwierigkeiten von Kindern aus konfliktreichen Familien verringern (z. B. Caputi et al., 2022; Wang et al., 2013) und als Schutzfaktor gegen problematisches Verhalten wirken (Talty et al., 2023). Kinder mit einer positiven Lehrkraft-Schüler*innen-Beziehung dürften seltener an Bullying-Prozessen beteiligt sein und weniger Verhaltensprobleme aufweisen – unabhängig von ihren familiären Bindungserfahrungen. Die empirische Überprüfung dieser Annahmen ist das Hauptziel des BASIS-Projekts.

 

Design und Fragestellung

Die BASIS-Studie ist eine Längsschnittstudie mit zwei Messzeitpunkten (MZP) im Abstand von ca. acht Wochen in der Sekundarstufe I. Die Datenerhebung wird überwiegend digital mit (schuleigenen) Tablets durchgeführt.

Das Projekt untersucht folgende übergeordenten Themen:

  1. Lässt sich der Zusammenhang zwischen Bullying und der Bindungsqualität zu den Eltern auch im deutschen Schulsystem replizieren (analog zu Eilts et al., 2023)?
  2. Hat die Beziehung der Schüler*innen zur Lehrkraft einen Effekt auf den Zusammenhang zwischen Bullying und der Bindungsqualität zu den Eltern?
  3. Beeinflusst die Feinfühligkeit der Lehrkraft den Zusammenhang zwischen der Bindungsqualität zu den Eltern und dem Sozialverhalten der Schüler*innen?

 

Wer kann an der BASIS-Studie teilnehmen?

Grundsätzlich können alle Studierenden der Sonderpädagogik teilnehmen, die ihre BA- oder MA-Arbeit sowie ihr Forschungsprojekt im Rahmen der Studie schreiben möchten und die Note ihrer Abschlussarbeit frühestens im Winter 2025/26 benötigen.

Studierenden, die ihre Note bereits zum 01.09.2025 (z. B. für den Übergang ins Referendariat) benötigen, wird von der Teilnahme am BASIS-Projekt ausdrücklich abgeraten.

 

Was wird von den Studierenden erwartet?

Für jede Klasse wird ein Erhebungsaufwand von drei Unterrichtsstunden eingeplant (MZP1: zwei Unterrichtsstunden, MZP2: eine Unterrichtsstunde), zuzüglich An- und Abfahrt. Der Erhebungsaufwand variiert je nach Prüfungsleistung und ist wie folgt geplant:

  • BA-Arbeit: 3 Klassen
  • MA-Arbeit (+ ggf. Forschungsprojekt): 6 Klassen

Die Datenerhebung erfolgt voraussichtlich zwischen Mai und Juli 2025 (vor den Sommerferien).

 

In welchen Schulen werden die Daten erhoben?

Die Erhebung kann in einer oder mehreren verschieden Schulen erfolgen. Wichtig ist, dass die Daten aus der Sekundarstufe I stammen. Um eine einseitige Fokussierung auf einen bestimmten Schultyp (z. B. Hauptschule, Realschule, Gymnasium, Gesamtschule) zu vermeiden, wird eine ausgewogene Mischung der Schultypen angestrebt.

Alle Studierenden erhalten einen spezifischen Schultyp zugewiesen, in dem die Datenerhebung durchgeführt werden soll. Ein späterer Tausch ist möglich und kann in vielen Fällen sinnvoll sein. Studierende mit dem gleichen Schultyp können sich zur Suche geeigneter Schulen zusammenschließen und gemeinsam die Datenerhebung organisieren.

 

Getrennte Erhebung – gemeinsame Auswertung!

In der BASIS-Studie werden die Daten getrennt erhoben, jedoch gemeinsam ausgewertet. Alle Teilnehmenden erhalten unter bestimmten Bedingungen Zugriff auf den Gesamtdatensatz. Dies ist für alle vorteilhaft, da so mit einem umfangreichen Datensatz gearbeitet werden kann, der zu gut interpretierbaren Ergebnissen führen kann. Zudem stehen dadurch weitere Fragestellungen und Analysemöglichkeiten offen.

Die Voraussetzung für den Zugang zum gesamten Datensatz ist die vollständige Erhebung und Abgabe der eigenen Daten. Studierende, die keine oder unvollständige Daten erheben, müssen ausschließlich mit ihren eigenen Daten arbeiten.

 

Aufgaben in Kürze

  • Akquise der erforderlichen Anzahl an Schulklassen für den zugewiesenen Schultyp
  • Durchführung und vollständiger Abschluss der Datenerhebung an beiden Messzeitpunkten
  • Teilnahme an voraussichtlich vier obligatorischen Projekttreffen zwischen März und Juli 2025 (wahrscheinlich montags)

 

Ihre Vorteile

  • Unterstützung bei der Entwicklung eigener Fragestellungen für die Abschlussarbeit auf Grundlage der im Projekt erhobenen Daten
  • Besprechung organisatorischer und inhaltlicher Fragen im Rahmen der Forschungskolloquien
  • Zugang zu relevanten Untersuchungsmaterialien
  • Bereitstellung der Untersuchungsmaterialien für die Abschlussarbeit

 

Grundlegende Literatur

Caputi, M., Forresi, B., Giani, L., & Scaini, S. (2022). Cooperation with Teachers as a Mediator of the Relationship between Family Conflict and Children’s Psychological Difficulties. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19. https://doi.org/10.3390/ijerph192013151.

Eilts, J., Wilke, J., Von Düring, U., & Bäker, N. (2023). Bullying perpetration: the role of attachment, emotion regulation and empathy. Emotional and Behavioural Difficulties, 28, 219 - 233. https://doi.org/10.1080/13632752.2023.2267230.

Balan, R., Dobrean, A., & Balazsi, R. (2018). Indirect effects of parental and peer attachment on bullying and victimization among adolescents: The role of negative automatic thoughts. Aggressive Behavior, 44, 561–570. https://doi.org/10.1002/ab.21775.

Kokkinos, C. (2013). Bullying and Victimization in Early Adolescence: Associations With Attachment Style and Perceived Parenting. Journal of School Violence, 12, 174 - 192. https://doi.org/10.1080/15388220.2013.766134.

Innamorati, M., Parolin, L., Tagini, A., Santona, A., Bosco, A., De Carli, P., Palmisano, G., Pergola, F., & Sarracino, D. (2018). Attachment, Social Value Orientation, Sensation Seeking, and Bullying in Early Adolescence. Frontiers in Psychology, 9. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2018.00239.

Nikiforou, M., Georgiou, S., & Stavrinides, P. (2013). Attachment to Parents and Peers as a Parameter of Bullying and Victimization. , 2013, 1-9. https://doi.org/10.1155/2013/484871.

Huang, J. (2023). Impact of attachment style and school bullying. SHS Web of Conferences. https://doi.org/10.1051/shsconf/202318003024.

Lee, J., Cheung, H., Chee, G., & Chai, V. (2021). The Moderating Roles of Empathy and Attachment on the Association Between Latent Class Typologies of Bullying Involvement and Depressive and Anxiety Symptoms in Singapore. School Mental Health, 13, 518 - 534. https://doi.org/10.1007/s12310-021-09411-3.

Murphy, T., Laible, D., & Augustine, M. (2017). The Influences of Parent and Peer Attachment on Bullying. Journal of Child and Family Studies, 26, 1388 - 1397. https://doi.org/10.1007/s10826-017-0663-2.

Talty, A., Speyer, L., Eisner, M., Ribeaud, D., Murray, A., & Obsuth, I. (2023). The role of student-teacher relationships in the association between negative parenting practices and emotion dynamics - Combining longitudinal and ecological momentary assessment data. Journal of research on adolescence. https://doi.org/10.1111/jora.12874.

Wang, M., Brinkworth, M., & Eccles, J. (2013). Moderating effects of teacher-student relationship in adolescent trajectories of emotional and behavioral adjustment. Developmental psychology, 49 4, 690-705 . https://doi.org/10.1037/a0027916.